WASHINGTON — Immer mehr US-amerikanische Kriegsveteranen, die unter chronischen Schmerzen leiden, nutzen medizinisches Cannabis zur Linderung ihrer Beschwerden. Das zeigt eine neue Studie des US-Veteranenministeriums. Demnach haben 41 % der betroffenen Veteranen Cannabis zu medizinischen Zwecken eingesetzt – ein deutlicher Wandel im Umgang mit chronischen Schmerzen nach dem Militärdienst.
Die Studie, die vom Department of Veterans Affairs (VA) veröffentlicht wurde, basiert auf den Angaben von über 3.000 Veteranen. Zwar kommen weiterhin klassische Schmerzmittel wie Opioide zum Einsatz, doch viele Befragte berichten, dass Cannabis wirksamer sei und weniger Nebenwirkungen verursache.
Besonders bemerkenswert: Etwa die Hälfte der Cannabis-Nutzer konnte den Einsatz anderer Schmerzmittel, insbesondere von Opioiden, deutlich reduzieren. Angesichts der anhaltenden Opioidkrise in den USA ist das ein bedeutender Befund.
Ein Gesundheitssystem im Wandel
Mit der Liberalisierung der Cannabisgesetze in den US-Bundesstaaten wächst das Interesse ehemaliger Soldaten an dieser Behandlungsoption. Obwohl Cannabis auf Bundesebene weiterhin verboten ist, haben 38 Bundesstaaten den medizinischen Einsatz legalisiert. Das führt zu einem Flickenteppich an Regelungen, der besonders für Veteranen im VA-System den Zugang erschwert.
Die Studie legt nahe, dass der Konsum unter Veteranen nicht nur weit verbreitet ist, sondern auch therapeutisch nützlich sein kann. Die Autoren fordern weitere Forschung zu den langfristigen Auswirkungen von Cannabis auf chronische Schmerzen und psychische Gesundheit – insbesondere in Bezug auf die hohe Prävalenz von posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS).
Erfahrungen der Betroffenen
Viele Veteranen beschreiben Cannabis als „Lebensretter“, der ihnen hilft, den Alltag mit weniger Schmerzen und ohne Suchtgefahr zu bewältigen. Andere berichten von einer besseren Lebensqualität – mehr Schlaf, ausgeglichenere Stimmung und höhere Belastbarkeit.
Allerdings dürfen Ärzte im VA-System derzeit kein medizinisches Cannabis verschreiben, selbst in Bundesstaaten, in denen es legal ist. Kritiker sehen darin ein Hindernis für eine sichere und effektive Behandlung, das viele Veteranen zur Selbstmedikation ohne ärztliche Begleitung zwingt.
Fazit: Da vier von zehn Veteranen Cannabis zur Schmerzbehandlung einsetzen, gewinnt die Debatte über dessen Rolle in der medizinischen Versorgung ehemaliger Soldaten an Dringlichkeit. Die Bundesregierung steht unter Druck, eine moderne, wissenschaftlich fundierte Drogenpolitik zu entwickeln, die den Bedürfnissen der Betroffenen gerecht wird.
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